Bundeskanzler Scholz spricht in Köln vor dem Deutschen Städtetag
Bundeskanzler Olaf Scholz nimmt am 24. Mai 2023 an der Jahrestagung des Deutschen Städtetages in Köln teil. Reuters

Nur die Hälfte der Deutschen glaubt, dass die Regierungskoalition bis zum Ende ihrer Legislaturperiode durchhalten wird, ergab eine Umfrage am Donnerstag, da sich die Auseinandersetzungen zwischen den drei Parteien über Klimapolitik und Haushalt verschärfen und die Wählerunterstützung schwindet.

Innerhalb der Regierungskoalition aus Sozialdemokraten, Umwelt-Grünen und der wirtschaftsfreundlichen FDP eskalierte diese Woche ein Streit über den Umbau des deutschen Heizsystems.

Die FDP blockierte am Dienstag die Vorlage eines Gesetzesentwurfs des Grünen-geführten Wirtschaftsministeriums im Parlament, der die meisten neuen Öl- und Gasheizungen ab 2024 verbieten würde, und forderte wesentliche Änderungen des Gesetzentwurfs.

Die Grünen warfen der FDP eine "Blockadepolitik" vor und warnten vor einer möglichen Regierungskrise.

Da sich Politiker beider Parteien über die Medien austauschen, glauben rund 40 Prozent der Deutschen, dass die Dreierkoalition in Europas größter Volkswirtschaft noch vor dem Ende ihrer Legislaturperiode im Jahr 2025 zerbrechen wird. Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschers Forsa hervor, die von den Sendern ntv/RTL veröffentlicht wurde am Donnerstag gezeigt.

Rund 54 Prozent der Deutschen befürworten Neuwahlen im Falle eines Scheiterns der Koalition, hieß es weiter.

"Die ersten Monate dieser Regierung waren stark von der Pandemie und dann vom Ukraine-Krieg bestimmt, der einige innenpolitische Spannungen verdeckte", sagte Stefan Marschall, Politikwissenschaftler an der Universität Düsseldorf.

"Seit Anfang des Jahres geht es aber mehr darum, wie wir die Energiewende konkret umsetzen können, sodass plötzlich einige Konflikte auftauchen."

Dennoch erwartete er wie andere Analysten, dass sich die Koalition zusammenreißen werde, da "Parteien, die sich aus einer Koalition und damit aus der Regierungsverantwortung zurückziehen, in der Regel bestraft werden".

Darüber hinaus erreichen die Parteien derzeit deutlich weniger Umfragewerte als bei der Bundestagswahl 2021 – zusammen nur 39 % im Vergleich zu 52 % damals, so Forsa.

Bundeskanzler Olaf Scholz forderte am Donnerstag die Junior-Koalitionspartner auf, den Streit in den nächsten Wochen beizulegen, doch rund 81 % der Deutschen sind der Meinung, dass Scholz eine stärkere Führungsposition einnehmen sollte, wie die Umfrage ergab.

Ein weiterer Streitpunkt ist eine von den Grünen geplante Subventionierung der Industriestrompreise, die bis 2030 25 bis 30 Milliarden Euro kosten könnte, gegen die sich das FDP-geführte Finanzministerium unter Berufung auf Haushaltszwänge wehrt.

Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Donnerstag, die drei Parteien seien zu sehr auf ihre eigenen Milieus fokussiert und vernachlässigten teilweise die gemeinsame Sache für Deutschland. Der Teufelskreis von Politikern, die schlecht übereinander redeten, müsse beendet werden.

Plenarsitzung des Unterhauses des Deutschen Bundestages in Berlin
Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Katharina Droege, und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck nehmen am 25. Mai 2023 an einer Plenarsitzung des Unterhauses des Bundestages in Berlin teil. Reuters